Am Titel: Birgit Birnbacher versucht nicht, Geschichten zu schreiben, sondern sich an ihrem eigenen literarischen Faden entlang zu hangeln – etwas dramaturgisch aufzuladen, kommt ihr schnell wie eine Verrenkung vor. Umso mehr überzeugt in »Wovon wir leben«, dem dritten Roman der Autorin, der scharfe, präzise Blick auf die arbeitslos gewordene Krankenschwester Julia, die zurück in die elterliche Enge im ländlichen Salzburg ziehen muss; in Jakob Guanzons Debüt »Überfluss« gelingt der empathische Blick auf Henry und seinen achtjährigen Sohn hingegen in einem Midwest-US-Trailerpark, die ihnen zur Verfügung stehenden Dollarbeiträge dienen dabei als Kapitelüberschriften; und Milena Michiko Flašar stellt in »Oben Erde, unten Himmel« voller Wärme und zugleich Komik die großen Fragen des Lebens: Wer liebt uns? Wen wird man geliebt haben? Wie viel Beziehung brauchen wir?
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland: Zum jüngst begangenen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus blicken wir auf Neuerscheinungen von phänomenologischen Standardwerken über Memoirs der letzten noch lebenden Zeitzeug/innen bis hin zu Reflexionen über das Erinnern im Hier und Jetzt. Außerdem denken sechs Autorinnen aus unterschiedlichen Welten in Sachbüchern zeitgemäß über die Zukunft der Arbeit nach. Und »Mirabilia« Susanne Rettenwander stellt aktuell entdeckte literarische Artefakte von Rainer Maria Rilke und Thomas Bernhard vor.
Das alles und noch viel mehr in Buchkultur 206!